1990 entwickelte der Prenzlauer Architekt Olaf Beckert im Auftrag der Stadt die ersten Ideen, wie das Dominikanerkloster aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden könnte. Der beeindruckende Mittelalterbau stand seit einem Brand 1989 leer, nur das Kulturhistorische Museum hatte im Erdgeschoss noch sein Domizil.
„Dank der Weitsichtigkeit der Stadt Prenzlau hatten wir, als es im Dezember 1995 die Chance auf EU- Fördermittel gab, ein genehmigtes Projekt in der Schublade und damit gegenüber anderen Antragstellern die Nase vorn“, erinnert sich der 54-Jährige. Das und viele andere, vergessene oder noch unbekannte Details der Erweckung des sakralen Bauensembles war am Sonntagnachmittag zum Tag der Architektur vor Ort zu erfahren. Olaf Beckert, Mitglied der Brandenburgischen Architektenkammer, bot gleich drei Führungen an. In jedem Jahr zum Tag der Architektur stellt das Büro „beckert+stoffregen, architekten“ Interessierten ein aktuelles Projekt vor. 2010 strömten die Leute regelrecht zum jüdischen Ritualbad in Schwedt und auch im letzten Jahr in der Oberförsterei Reiersdorf herrschte reges Interesse. So freute er sich über das rege Interesse von Besuchern, die sich am Sonntag vor dem Waschhaus des Dominikanerklosters, in dem sich heute die Klostergalerie, Teile der Bibliothek und Arbeitsräume befinden, eingefunden hatten.
1996 begann die Bauhüllensanierung, drei Jahre später wurde das Dominikanerkloster als Kulturzentrum der Kreisstadt eingeweiht. Der Platz, auf dem sich seit einem Jahr der Klostergarten als beliebter Ruhepol erstreckt, war bis vor wenigen Jahren noch Wirtschaftshof und Parkplatz.
1984 die Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar als Diplomingenieur /Architekt abgeschlossen, richtete sich das Interesse von Olaf Beckert immer stärker auf Denkmalbauten. Ständig bildete er sich weiter, schloss 2005 an der BTU Cottbus ein Studium in der Fachrichtung „Bauen und Erhalten“ mit dem „master of arts“ ab. Nun lässt er sich an der Hochschule für Kirchenmusik in Halle zum Glockensachverständigen ausbilden. Sein Interesse für Glocken geht auf die Zeit zurück, als sich der Verein „Wir für Prenzlau“ für ein neues Geläut für die Prenzlauer Marienkirche engagierte. 2007 wurde die erste, kleinere Glocke installiert. 2009 folgten zwei weitere, die in Lauchhammer extra gegossen wurden.
So erwartete Olaf Beckert am Sonntagnachmittag den Glockenschlag vom Prenzlauer Wahrzeichen St. Marien, bevor er die Geschichte(n) des Waschhauses erzählte. Im 14. Jahrhundert errichtet, ist es untrennbar mit dem Kloster verbunden, war Latrinengebäude, später Wirtschaftshaus. Im Obergeschoss gab es Stuben für die Armen. Unten lagerten Särge und wurde Wäsche gewaschen. Die Heißmangel war nur eine Ursache für Schäden am Bau. Darüber hinaus hatten Schädlinge wie Holzbock und Anobien ganze Arbeit geleistet.
Die ersten Bauunterlagen stammen von 2007, erklärte Beckert. Als das Haus Mitte der 1990er Jahre leer stand, waren Ideen gefragt. Doch erst mit dem Gedanken, mit dem Klostergarten zwischen Ostflügel und Waschhaus das Ensemble zusammenzuführen, wuchs die Idee, es dem Kulturzentrum gänzlich zur Verfügung zu stellen. Die neue Brücke, die die Bibliothek mit dem oberen Stockwerk, das Kloster mit dem Waschhaus verbindet, ist äußeres Zeichen dafür. Auch um die Brücke ranken sich Geschichten, sie wurde der komplizierten Baugeschichte wegen auch „Seufzerbrücke“ genannt. Schließlich führte Olaf Beckert die Besucher ins hochmoderne Innere des Waschhauses, wo nur noch putzgeschlämmte Wände an die Bauanfänge erinnern.
Quellen: Nordkurier