Am Sonntag laden Brandenburgs Architekten zum „Tag der Architektur“ ein. In der Uckermark stehen zwei Objekte im Fokus– eine Blumenhalle und eine Mühle.
Klasse hat nichts mit Masse, Qualität hat nichts mit Größe und Geld zu tun, auch nicht in der Baukunst. „Architekturqualität ist eben nicht abhängig von Bauvolumen oder Auftragssumme, sondern vor allem vom guten Zusammenwirken engagierter Bauherren und leidenschaftlicher Architekten“, sagt Bernhard Schuster. Er ist Chef der Brandenburgischen Architektenkammer, die am Sonntag zum „Tag der Architektur“ einlädt. 40 in den vergangenen drei Jahren neu errichtete oder umgestaltete Bauten zwischen Uckermark und Lausitz sind von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Es ist ein Überblick über zeitgenössische Baukunst. „Wir zeigen, woran Architekten im Land arbeiten – vom Einfamilienhaus bis zu Seminarräumen in der Wassermühle, von der lichtdurchfluteten Blumenhalle bis zur energetisch optimierten Plattenbauschule, vom Dorfanger bis zum Kammermusiksaal“, so Schuster, der damit schon die beiden uckermärkischen Teilnehmer benannt hat.
Zum einen laden Bettina Krassuski und Dirk Heise vom Angermünder Planungsbüro ALV am Sonntag in die Breitenteicher Mühle nach Frauenhagen ein (Führungen 13, 15 und 17 Uhr), wo ein gründerzeitlicher Mühlenspeicher zum Seminargebäude umgebaut wurde. Und zum anderen präsentiert das Prenzlauer Architekturbüro beckert + stoffregen die Blumenhalle der Landesgartenschau. Wilfried Stoffregen wird die Interessenten um 13, 15 und 17 Uhr im Presseraum der Blumenhalle begrüßen, eine aktuelle LAGA-Eintrittskarte ist dafür notwendig. „Es hat ja wenig Sinn, mit den Menschenmassen durch das Gebäude zu strömen, deshalb habe ich den Extra-Raum gemietet. Und da kann man etwas über die Geschichte des Hauses und das Baugeschen erfahren. Und wir werden Dinge zeigen, die man als Besucher sonst nicht zu sehen bekommt“, kündigt Wilfried Stoffregen an.
Im Oktober 2011 hatte der Umbau des 1841 als Armenhaus errichteten und danach mehrfach umgenutzten Backsteingebäudes begonnen. Die Landesgartenschau und damit verbundene Fördermittel sowie ein einzigartiges Nutzungskonzept machten es möglich. Zuvor hatte man schon über den Abriss des leer stehenden, sogenannten WIGA-Gebäudes am Seeweg nachgedacht. Zum Jahresende 2012 war der Umbau beendet. „Dieses Vorhaben hatte zwei reizvolle Besonderheiten“, sagt Wilfried Stoffregen, dessen Architekturbüro sich unter anderem mit der Sanierung von Denkmälern wie des Dominikanerklosters, des Wasserwerkes, der Stadtwerke oder des Amtsgerichts einen Namen gemacht hat.
Denn zum einen war die Sanierung des WIGA-Gebäudes ein rigoroser Eingriff in das Denkmal, um den großflächigen Nutzungsanforderungen gerecht zu werden. Eigentlich blieb nur die Außenhülle übrig, und nicht mal die. Denn zur Nordseite zum Schulhof hin wurde die Fassade durch eine acht Meter hohe und 31 Meter breite Fensterfront über zwei Etagen ersetzt. Licht für die Blumenhalle, Licht für die zukünftige Nutzung als Aula, Kunst- und Musikkabinett. Dank einer Stahlkonstruktion, die in den „hohlen Vogel“ gezogen wurde, wurde dieses einmalige Konzept verwirklicht.
„Und die zweite Besonderheit war, dass wir immer zweigleisig denken und von vornherein die spätere Nutzung als Schulgebäude berücksichtigen mussten“, so Wilfried Stoffregen. Und diese Umnutzung von temporärer Blumenhalle zur Außenstelle des Gymnasiums soll zudem ohne viel Aufwand und Kosten möglich sein.
Natürlich lohnt sich am Sonntag aber nicht nur ein Blick hinter die Denkmal-Kulissen, sondern auch in die Blumenhalle, wo noch bis zum 4. Juli eine prächtige Rosenschau zu bestaunen ist. Mit gekrönten Häuptern, denn am Sonntag werden auch die amtierende und die zukünftige Rosenkönigin von Wolfshagen auf der Landesgartenschau zu Gast sein.
Quelle: Nordkurier