Jens Henningsen und Olaf Beckert sind sichtlich stolz, dass zum bundesweiten Tag der Architektur auch ihr „kleines Projekt“, die 2012 fertiggestellte jüdische Gedenkstätte, aufgenommen wurde. Am Sonntag stellten sich die Architekten den Fragen interessierter Besucher. Warum ist der Davidstern in Gold gehalten statt ihn in Blau-Weiß zu gestalten? Was haben sie sich bei der Gestaltung der einstigen Brachfläche gedacht?
Neu angeordnet, aber aus alten Ziegeln bestehend, ist der symbolisierte Synagogenraum zum Hang hin mit einer Mauer umgeben. Zur Straße hin bildet eine Hecke den Abschluss. Im Zentrum stehen Granitblöcke, in deren Mitte die in Stein gefasste Wasserfläche das rituelle Reinigungsbad symbolisiert. Auf der angrenzenden Grünfläche stehen die 12 Obstbäume für die zwölf Stämme Israels. „Der goldene Davidstern wurde bewusst ausgewählt, um sich gegen die verbogenen rostigen Stahlträger als Zeichen der Zerstörung abzuheben“, erklärt Olaf Beckert. Insgesamt ein würdiger Platz, um an die ehemalige Wirkungsstätte von jüdischen Einwohnern der Stadt zu gedenken, so der Tenor der Besucher.
„Ist denn auch etwas für den jüdischen Friedhof in der Goethestraße geplant? Der ist nämlich sehr schwer zu finden“, will Besucher Thomas Worch aus Neumädewitz von Bürgermeister Ralf Lehmann wissen. Das Stadtoberhaupt schüttelt den Kopf, und macht anschließend deutlich, dass die Gedenkstätte an der Judentreppe nur realisiert werden konnte im Zuge der mit Fördermitteln finanzierten Sanierung der Fischerstraße. Zufrieden ist der Fragende damit zwar nicht, stellt der Stadt jedoch ein positives Zeugnis aus. „Sehr würdig und reizvoll, wie die Gedenkstätte angelegt wurde. Ganz im Gegensatz zu Wriezen, wo man sehr nachlässig mit dem jüdischen Gedenken umgeht“, so Worch.
Auch Josef Keil, seit Kurzem in Freienwalde wohnhaft und zuvor in Eberswalde Vorkämpfer für eine Gedenkstätte auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge, hat kritische Nachfragen, die ihm Bürgermeister und Architekten beantworten. Das Freienwalder Stadtoberhaupt betont zudem, dass auch der Wohnungsbaugesellschaft zu danken sei, die das Umfeld so bunt und ansehnlich gestaltet hat. Das mache nicht zuletzt für die Anwohner einen guten Eindruck.
Quelle: Märkische Oderzeitung