Lange hat es gedauert. Doch nun – noch im August – soll es losgehen: das alte Herrenhaus wird Baustelle. Zum Tag des offenen Denkmals öffnet Bauherr Thomas Müller die Türen der Ruine für Interessierte.
Bauherr Thomas Müller (links) und Sabrina Sterling vom Architekturbüro Beckert stimmen mit Thomas Sommer (rechts) von der Denkmalschutzbehörde Details ab, wie der historische Charakter des Hauses erhalten werden kann.
Die bekannteste Ruine von Prenzlau, das sogenannte Kettenhaus, steht täglich aufs Neue im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Schließlich befindet sich der Bau direkt an der Bundesstraße 109, auf der Hunderte Fahrzeuge durch die Neustadt und damit an dem einstigen Herrenhaus aus der Barockzeit vorbei rauschen. Doch während sich Fremde über den grauen Koloss mit den kaputten Fenstern wundern, hoffen viele Prenzlauer endlich auf den Startschuss zur Rekonstruktion.
Die Stadt Prenzlau hatte bereits einen Abrissantrag gestellt
Der neue Besitzer und Bauherr Thomas Müller kann die Ungeduld verstehen. Hat er doch selbst noch im Dezember 2014 gehofft, im Frühjahr loslegen zu können. Seit Januar verfügt er über die Ruine, für die die Stadt Prenzlau einen Abrissantrag gestellt hatte, der Uckermark Kurier berichtete. Der wurde, nachdem ein Bauherr gefunden war, Ende 2014 zurückgezogen. Bis jedoch die juristischen Voraussetzungen, etwa die Übertragung des Eigentums an Grund und Boden, vollzogen waren, vergingen Wochen. Nicht nur die Übertragung, auch die Ausfinanzierung des Projektes sei
eine sehr komplizierte Materie, erläutert Thomas Müller. „Da sind mehrere Partner beteiligt“, nennt er zum Beispiel die Brandenburgische Beratungsgesellschaft für Stadtentwicklung und Modernisierung. „Über die B.B.S.M. werden die Fördergelder ausgereicht. Da mussten ihre Berechnungen des Kostenaufwandes mit meinen abgeglichen werden.“ So konnte die Projektierung durch das Architekturbüro erst nach der Übereignung gestartet werden, um einen genehmigungsfähigen Bauantrag stellen zu können. „Alle beide, Architekt und Bauamt, brauchten jeweils nur ein Vierteljahr. Das ist für ein altes Haus in diesen Ausmaßen eine tolle Leistung“, findet Müller.
Die Sanierungsarbeiten sind bundesweit ausgeschrieben
Seit Dienstag steht die Ausschreibung bundesweit im Netz. Zwei Wochen haben Firmen Zeit, sich zu bewerben. Bis Ende August, so die Hoffnung, kann die denkmalgerechte Komplettsanierung beginnen. Bis dahin legt Thomas Müller natürlich nicht die Hände in den Schoss, sondern koordiniert zum Beispiel mit dem Architekturbüro letzte Vorbereitungen. Dazu gehört eine Feinabstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde, die die Arbeiten von Beginn an begleitet.
Mitarbeiter Thomas Sommer legt Wert darauf, dass charakteristische Details des Barockbaus erhalten bleiben. Auf jeden Fall muss alles dokumentiert werden, was von der Baugeschichte zeugt. Das beginnt bei der bis in den Keller reichenden Esse und endet nicht bei den Versatzstücken im Mauerwerk, von denen angenommen wird, dass sie mit Steinen aus dem benachbarten Sabinenkloster eingefügt wurden. „Wir wollen dokumentiert sehen, was hier passiert, was verschwindet und was umgebaut wird“, erklärt Sommer.
Das Kettenhaus kann am 13. September besichtigt werden
Dem kann der Bauherr gut folgen. Denn die Materie kennt er seit Jahren aus eigener Erfahrung. Schließlich hat sich der Prenzlauer mit seiner Firma auf die Baudenkmalpflege spezialisiert. So werden die Fassade und der Eingangsbereich und Teile des Kellers auch künftig an die Gründung vor 250 Jahren erinnern. Doch die Farbgebung in den Wohnungen wird den künftigem Mietern überlassen bleiben, versichert Thomas Müller.
Am 13. September will er das Kettenhaus der Öffentlichkeit zugänglich machen. Es ist der Tag des offenen Denkmals, das diesmal unter dem Thema „Handwerk, Technik, Industrie“ steht. Darauf werden er und seine Leute sich gut vorbereiten. Nicht nur, weil das Haus dann eine Baustelle ist, sondern auch, weil die Neugier unter den Prenzlauern sehr groß ist.
Quelle: Nordkurier
Foto: Monika Strehlow